Es ist Rück-Kommens- und Hopp-wieder-an-die-Arbeit-Zeit. Die Menschen sind aus dem Urlaub zurück an ihrem Arbeitsplatz, den Treff- und Diskussionspunkten wie Kantine, Warteschlange vor dem Kapsel-Turm der Nespresso-Kaffee-Maschine und nicht zu vergessen den Raucher-Nischen vor dem Firmengebäude zwischen Haupteingang und Besucherparkplatz, raffiniert mit Steh-Aschenbecher, behelfsmäßigen Werbe-Sonnenschirmen und Klappstühlen ausgestattet. Genau da werden sie jetzt kommunikativ aufgetischt – die ganz besonderen und noch spezielleren Urlaubserlebnisse. Und jeder, der nicht annähernd mindestens einmal dem Tod ins Auge geblickt hat, wird schnell schweigend als langweilig abgestempelt.

Zum Beispiel die viel zitierten Outdoor-Events. Waren Sie schon einmal auf einer Safari? Nicht? Dann buchen Sie das unbedingt! Sonst reihen Sie sich im nächsten Jahr bestenfalls in die Warteschleife der besten Kantinen-Pausen-Gespräche zwischen Ende August und Mitte Oktober an, bevor Sie allenfalls mit einer waghalsigen Skitour auftrumpfen können.

Eine Safari ist in der Regel für die meisten Menschen ein ziemlich einmaliges Ereignis. Insbesondere diejenigen, die das erste Mal dabei sind, erleben die Ausflüge, so organisiert und inszeniert sie vielleicht auch sind, doch sehr eindrücklich. Vieles, was man aus Filmen oder von Bildern kennt, erlebt man jetzt plötzlich live. Es keimt ein Gefühl von «WOW» auf, wenn sich ein Leopard dem Jeep nähert, das dann aber schnell purer Angst weichen kann, wenn er zu lange das Camp beäugt. Emotionen pur!

Das Spannende an Gruppen-Safaris ist, dass alle, die schon einmal etwas Ähnliches gemacht haben, mitreden können. Da erzählt natürlich jeder, wie es ihm ergangen ist. Die eigene Geschichte hat Vorrang: Da kam der Löwe immer noch etwas näher an das Fahrzeug als bei der anderen Gruppe. Die Eingeborenen schauten noch bedrohlicher als bei denjenigen, die eben von ihren Erlebnissen berichtet haben. Nach einer Erzählung folgt oft ein „Ach ja, das klingt ja sehr spannend, aber weißt du, bei uns, da war das noch …“ und dann kommt ein noch schwereres Unwetter, noch tieferer Schlamm, ein noch größerer Elefant.

Die Moral von der Geschichte: Im Grund geht es nur darum, die eigene Story loszuwerden. Das Interesse am anderen lässt meist zu wünschen übrig! Und wem die Safari-Geschichte dann doch zu exotisch war, wie wäre es mit dem etwas alltäglicheren, klassischen Familienurlaub?

Mitarbeiter 1: „Hallo – wie war dein Urlaub?“

Mitarbeiter 2: „Super!“

Mitarbeiter 1: „Freut mich, unser Urlaub war auch klasse!“

Mitarbeiter 2: „Ich sag dir, der Kellner im Hotel konnte kaum arabisch, aber dafür umso besser Deutsch. Und die Kinder sind ja allmählich selber unterwegs und man ist schon froh, wenn man sie abends beim Buffet wiedersieht. So ändern sich die Zeiten“.

Mitarbeiter 1: „Ja, das ist so. Bei uns war das Essen wirklich gut, die Bedienung freundlich, aber die Zimmernachbarn etwas laut. Die Heimfahrt ging flott und die Wäsche ist bereits wieder gemacht.“

Mitarbeiter 2: „Wir hatten wirklich einen tollen Service an Bord.“

Mitarbeiter 1: „Ja, letztes Jahr sind wir mit Air Singapur geflogen, war noch besser als ihr Ruf.“

Mitarbeiter 2: „Allerdings war das Bodenpersonal dann wirklich schlaff, bis die das richtige Gepäck hatten.“

Mitarbeiter 1: „Ja, das war bei uns genau so, denn obwohl es unserem kleinen Fabian so schlecht vom Fliegen war letztes Jahr, hat sich niemand um ihn gekümmert.“

Da bin ich doch manchmal froh, wenn auch der Chef bald aus dem Urlaub zurückkommt und mit würzigen Ansprachen zum letzten Quartal des Jahres noch einmal mächtig Safari-Sand aufwirbelt. So haben wenigstens alle ein verbindendes Thema, bei dem man einander wieder zuhört. Denn eines ist sicher: Auch der heißeste Sommer geht irgendwann vorüber und die Tipp-Börse zur Abkühlung kann getrost wieder geschlossen werden.

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