Da saß ich neulich mit einem richtigen Digital-Nativ und äußerst erfolgreichen Manager für digitale Transformation zusammen. Wir diskutierten, philosophierten und kreierten mögliche Geschäftsmodelle. Ich gebe es zu: So wirklich durch bin ich gedanklich nicht, was es alles an digital Machbarem gibt, gäbe und geben könnte. Allerdings bin ich auch sehr offen, unverkrampft und gleichzeitig unideologisch, was diese effektiv schon lange vorhandene und jetzt nochmals beschleunigte Entwicklung anbelangt.

Vom veritablen Fachmann habe ich erfahren, dass die Digitalbranche keinen Stillstand kennt und dass es wohl nichts gibt, das vom digitalen Entwicklungs-Scanner nicht erfasst wird oder demnächst werden wird. „Du wirst noch staunen, was alles möglich ist“, war einer der Sätze, die mein deutlich jüngerer Gesprächspartner mir 50-jährigem als Weisheit mit auf den Weg gab. Er sprach davon, dass man Glockenkonzerte in einer Stadt mit App steuert, Omnichannel in der Verkaufsbranche schon bald Standard ist, dass Changemanagement-Prozesse durch digitale Prozessabbildungen mitgetaktet werden und es überhaupt kein Anliegen eines Kunden gibt, das grundsätzlich nicht digital aufbereitet, gesteuert oder gestaltet wird. Der Peak der Euphorie wurde mit der Aussage erreicht, dass es bald auch digitale Chefs geben wird. Dieser Chef werde zum Enabler und Möglichmacher. „Ja dann“, dachte ich mir, „gibt es bald auch keinen Grund mehr, wegen eines ungenießbaren Vorgesetzten die Stelle zu wechseln. Eine neue Chief-App downloaden reicht aus! Und da wäre man sicherlich bereit, das Konto vielleicht sogar mit 10 Franken/Euro zu belasten.“

Nun gut, das alles ist technisch versierten und vielbelesenen Mitmenschen wohl wissentlich bekannt. Es geht hier auch nicht um „gut“ oder „schlecht“ sowie „wird sicher so kommen“ oder „wird nie so kommen.“ Meinen an sich kleineren Gesprächsanteil in diesem zweifellos anregenden Diskurs konnte ich dann aber doch mit folgender Schluss-Sequenz krönen: Auf meine Frage „wo kommen dir jeweils die besten Ideen in den Sinn?“ antwortete mein digitaler Euphoriker mit wirklicher Ernsthaftigkeit: „Eigentlich immer im Dialog mit dem Menschen. Sogar bei einem Glas Wein mit Freunden zusammen zu sein, hilft da sehr.“ Na also … ist ja dann doch ganz ordentlich analog, diese digitale Welt. Und wenn er das schon sagt, muss es wohl so sein. Zum Wohl!

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